Wachkoma

Prognose für betroffene PatientInnen

In Deutschland befinden sich aktuell zwischen 1.500 und 5.000 Patienten in einem Zustand des Wachkomas. Das Forschungsprojekt an der Uniklinik Bonn beabsichtigt, den Krankheitsverlauf von PatientInnen mit einem nicht- bzw. minimal-responsiven Bewusstseinszustand zu überwachen, um das Outcome vorhersagen zu können. Hierzu wird mit Hilfe des EEG die elektrische Hirnaktivität gemessen - sowohl im Krankheits- als auch im Rehabilitationsverlauf. Die aufgezeichneten Signale werden mittels moderner mathematischer Analyseverfahren aus dem Gebiet der Netzwerktheorie untersucht.

Förderung

Aktivitätsinduzierte Veränderungen von EEG-Netzwerkparametern

Patienten mit chronischen Bewusstseinsstörungen zählen zu den besonders gefährdeten Patientengruppen, da sie sich selbst nicht äußern und Opfer fremder Interessen werden können. Die Ungewissheit, ob Bewusstsein vorliegt oder nicht, verunsichert Behandelnde und mehr noch Angehörige. Vor allem aber erhöht sie das Risiko von therapeutischen Fehlentscheidungen. Die diagnostische Blindheit gegenüber Bewusstsein besorgt besonders angesichts der Verdopplung intensivmedizinischer Fälle in Deutschland in den letzten 20 Jahren mit mittlerweile fast einer halben Million Behandlungen pro Jahr. Es besteht somit ein hoher Bedarf an Methoden, um Bewusstsein und dessen Erholungspotential messen zu können.

Das Forschungsprojekt 'Bewusstseinssignale für die Intensivmedizin: Aktivitätsinduzierte Veränderungen von EEG-Netzwerkparametern zur Vorhersage der Erholung von Wachkoma' wird am Universitätsklinikum im Bereich Neuropsychologie und Neurophysik an der Klinik und Poliklinik für Epileptologie sowie an der neurologischen St. Mauritius Therapieklinik in Meerbusch durchgeführt. Die Studie ist auf drei Jahre angelegt.

Ziel der Studie ist es nun, erstens die Erholung vom nicht- bzw. minimal-responsiven Bewusstseinszustand des 'Wachkoma' zu überwachen und zweitens den schließlichen Outcome vorherzusagen. Dies erfolgt durch die Verknüpfung der Methodik der nichtlinearen Konnektivitätsanalyse mit der EEG-Aktivierung bei basaler Stimulation. Die Studie ist neurowissenschaftlich experimentell in Hinsicht auf den Bedarf einer verbesserten Diagnostik im 'Wachkoma', gleichzeitig aber auch sehr praktisch und klinisch angelegt. Der Reiz des Vorhabens liegt darin, dass zwei Methoden aus der klinischen Praxis verknüpft werden, die bislang unabhängig voneinander durchgeführt werden: die therapeutische Stimulation basaler Funktionen und die Aufzeichnung des EEG.

Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie konnte bereits das Potenzial der zu erforschenden Methode gezeigt werden: Mittels EEG-Untersuchung konnten bedeutsame Veränderungen der Hirnaktivität während und nach sensorischer Stimulation durch äußere Reize festgestellt werden.

„Mit der Studie erhoffen wir uns vertiefte und klinisch diagnostisch verwertbare Einblicke in die Erholung von Bewusstseinsstörungen und deren Prognose bei PatientInnen im Wachkoma.“

Prof. Dr. Christoph Helmstaedter,
Leitung AG Neuropsychologie, Klinik für Epileptologie, Universitätsklinikum Bonn
Leitung Bereich Neuropsychologie der Mauritius Therapieklinik Meerbusch

Prof. Dr. Klaus Lehnertz,
Leitung AG Neurophysik, Klinik für Epileptologie, Universitätsklinikum Bonn

Gutes fördern. Gutes tun.