Strategien der Wegfindung

"Wie komme ich von hier zum Hauptbahnhof?"

Den richtigen Weg z.B. durch eine Stadt oder durch einen Gebäudekomplex zu finden, fällt uns oft nicht leicht. Die Wegfindung ist eine komplexe kognitive Leistung. Das Forschungsprojekt untersucht die Grundprinzipien der Wegfindung und schafft damit die Voraussetzung für gezielte Trainingsprogramme. Gerade ältere Menschen haben oft Schwierigkeiten, den richtigen Weg zu finden und könnten von einem gezielten Wegfindungs-Training profitieren. Das Forschungsprojekt wird am Institut für Trainingswissenschaften und Sportinformatik der Deutschen Sporthochschule Köln durchgeführt und ist auf drei Jahre angelegt.

Förderung

innovative Untersuchung strategiespezifischer menschlicher Fähigkeiten

Aus bisheriger Forschung ist bekannt, dass die Wegfindung eine beeindruckende kognitive Leistung ist, an der unterschiedliche Wahrnehmungsprozesse, Verarbeitungsschritte und räumliche Bezugssysteme beteiligt sind. Manche Menschen beherrschen diese kognitive Leistung besser als andere, und es ist bekannt, dass diese im höheren Lebensalter zunehmend beeinträchtigt ist. Man geht davon aus, dass Menschen je nach Bedarf und je nach individueller Präferenz unterschiedliche Wegfindungsstrategien einsetzen können. Im Rahmen des Forschungsprojektes soll nun erforscht werden, ob diese Strategien auf einer generellen Wegfindungsfähigkeit oder aber auf mehreren strategiespezifischen Fähigkeiten beruhen. 

Rund 80 Probanden durchlaufen fünf strategiespezifische Tests der Wegfindung mit jeweils sechs Durchgängen. Hier versuchen die Probanden, in einem virtuellen Labyrinth den richtigen Weg zu einem vorgegebenen Ziel zu finden. Die Tests werden in computer-generierten virtuellen Welten durchgeführt, sodass die Probanden tatsächlich nur die jeweilige Strategie verwenden können und keine unbeabsichtigten visuellen Details zur Nutzung einer anderen Strategie verwerten können. Anhand der sechs Durchgänge werden die Lernfortschritte in den einzelnen Tests gemessen.

Je nach Test werden Wegkreuzungen mit globalen oder lokalen Landmarken dargestellt. Globale Landmarken befinden sich am Rande des Labyrinths und sind von allen Kreuzungen aus zu sehen (Türme, Berge, Hochhäuser). Lokale Landmarken befinden sich an Kreuzungen und sind nur an der jeweils bevorstehenden Kreuzung zu sehen (Fotos an den Wänden), wobei jede Kreuzung durch unterschiedliche Landmarken gekennzeichnet ist.

Das Forschungsprojekt soll die Grundlage bilden für spätere Trainingsprogramme für Personen, denen die Wegfindung schwerfällt, wie z.B. älteren Menschen. Zunächst sollen die Defizite der Teilnehmer mit den beschriebenen strategiespezifischen Tests erfasst werden. Je nach Ergebnis sollen die Teilnehmer dann gezielt trainiert werden.

 

„Die Fähigkeit zur Wegfindung ist eine Grundvoraussetzung für selbstbestimmtes Leben. Wir wollen sie verstehen, damit wir gezielte Trainingsprogramme für Menschen mit gestörter Wegfindung entwickeln können.“

Prof. Dr. Daniel Memmert (Institutsleiter) und Prof. Dr. Otmar Bock,
Institut für Trainingswissenschaften und Sportinformatik, Deutsche Sporthochschule Köln

Gutes fördern. Gutes tun.