Sprachförderung

Sprachförderkonzept für DaZ-Kinder
Humanwissenschaftliche Fakultät, Uni Köln

Am Department für Heilpädagogik und Rehabilitation der Universität zu Köln wird ein inklusiver und alltagsintegrierter Sprachförderansatz für die erste Phase des Deutschlernens bei geflüchteten Kindern entwickelt, erprobt und evaluiert. Die Grundidee ist, sich – entgegen bisheriger DaZ-Sprachförderkonzepte – bei der Vermittlung der deutschen Sprache bereits sehr früh auf das sogenannte Kernvokabular zu konzentrieren. Ziel ist es, die Inklusions- und Bildungschancen der Kinder durch schnelleres Deutschlernen zu erhöhen.

Förderung

Schnellerer Spracherwerb für Flüchtlingskinder

Die vermehrte Aufnahme von Flüchtlingen aus unterschiedlichen Ländern und unterschiedlichen Kulturen mit ungleichen Sprach- und Schriftsprachkenntnissen erfordert ein auf die divergierenden Bedürfnisse und Besonderheiten dieser Menschen angepasste frühzeitige Sprachförderung, um deren Bildungs- und Integrationschancen sicher zu stellen. Die Kinder zeigen teilweise erhebliche Probleme in ihrer Muttersprache sowie im Lesen und Schreiben. Gründe hierfür sind vielfältig (u.a. Ent-wicklungsstörungen, Traumatisierungen, niedriger Bildungsstand aufgrund fehlendem Zugänge zu Bildungsangebote). Bisherige DaZ-Sprachförderkonzepte tragen dieser Ausgangssituation kaum Rechnung.

Kinder mit einem geringen Wortschatz sind in besonderer Weise darauf angewiesen, sich mit wenigen Wörtern vergleichsweise gut und schnell verständigen zu können. Langjährige Wortschatzstudien zum Gebrauch der Alltagssprache von Kindern mit und ohne Behinderung haben ergeben, dass alle Schulkinder unabhängig von Alter und kognitiver Entwicklung sowie Fremdsprachlerner weitgehend das gleiche Kernvokabular nutzen. Mit Kernvokabular bezeichnet man die 200 am häufigsten gesprochenen Wörter. Dies sind vor allem kleine, oft unspezifische (Funktions-) Wörter wie ich, du, da, ha-ben, können, wollen, nicht, mehr, weg etc. Diese Wörter machen bereits 80% unserer Alltagssprache aus.

Die Erkenntnisse werden in diesem Projekt erstmalig auf den Anfang des DaZ-Erwerbs bei Kindern mit Fluchterfahrung übertragen. Hierbei wird vor allem auf die Kölner Kernvokabularforschung und die daraus entstandenen Kölner Kommunikationsmaterialien zurückgegriffen.

Mit Hilfe von Symbolen und Schrift lernen die Kinder sich schnell und flexibel zu verständigen. Die teilnehmenden Kindergärten, Schulen und OGS erhalten ein umfangreiches Paket an Sprachfördermaterialien, die u.a. im Rahmen des Projekts entwickelt werden. Der Sprachfortschritt der Projektkinder wird mit einer Kontrollgruppe verglichen, um die Effektivität dieses neuen Ansatzes zu erforschen.

Sollte sich der Fokus auf Kernvokabular als effektiv herausstellen, könnte dieses Fremdspracher-werbskonzept auch auf das Fremdsprachlernen aller Schulkinder übertragen werden.

 

 

„Mit diesem Forschungsansatz zeigen wir, dass ein ursprünglich heilpädagogisches Konzept für Kinder mit schweren Behinderungen die frühe Sprachförderung von nichtbehinderten Kindern revolutionieren kann.“

Professor Dr. Jens Boenisch,
Projektleiter und Leiter des FBZ-UK

Gutes fördern. Gutes tun.