plazentare Autotransfusion bei kleinen Frühgeborenen
Kleine Frühgeborene benötigen medizinische Hilfe beim Start ins Leben. In einer Vergleichsstudie untersucht ein Forscherteam der Neonatologie der Uniklinik Köln die Vorteile der "extrauterinen plazentaren Transfusion" (EPT). Hier wird zeitgleich zur Geburt per Kaiserschnitt die Plazenta gelöst und das Frühgeborene mit noch intakter Nabelschnur zur Erstversorgungseinheit der Neonatologie gebracht. Während umgehend mit der dringend benötigten Atemunterstützung begonnen wird, erfolgt zeitgleich eine Transfusion von Eigenblut aus der Plazenta.
Das EPT-Verfahren wurde vor 10 Jahren in der Neonatologie der Uniklinik Köln als alternatives Verfahren etabliert, um die Vorteile des verzögerten Abnabelns zu nutzen als auch den raschen Beginn einer Atemhilfetherapie zu ermöglichen. Die EXPLAIN-Studie prüft nun, ob und wie sehr kleine Frühgeborene von dem EPT-Verfahren im Vergleich zu einem verzögerten Abnabeln von der Nabelschnur profitieren. Untersucht wird, ob die EPT Frühgeborenen eine größere Reserve an Blut bietet und diese somit in den ersten Lebenstagen möglicherweise weniger Transfusionen von Fremdblut benötigen und ob durch eine bessere Durchblutung des Gehirns in den ersten Lebensstunden das Auftreten von Hirnblutungen und weiteren Komplikationen der Frühgeburtlichkeit vermindert werden kann.
Die Anpassungsvorgänge nach der Geburt beinhalten die rasche und stabile Belüftung der Lungenbläschen mit Eröffnung des Lungenkreislaufs als Voraussetzung für die Sauerstoffaufnahme aus der Außenluft statt aus dem mütterlichen Kreislauf. Die Öffnung des Lungengefäßbettes erfordert Blutvolumen, welches im kindlichen Teil der Plazenta vorhanden ist. Erfolgt das Abnabeln unmittelbar nach der Geburt, so fehlt dieses dringend erforderlichere Blut. Insbesondere sehr kleine Frühgeborene unter 1500 g Geburtsgewicht haben bessere Chancen, gesund zu überleben, wenn die Nabelschnur erst verzögert durchtrennt wird. Verzögertes Abnabeln jedoch ist schwierig, da die meisten Frühgeborenen bereits in den ersten Lebensminuten Unterstützung durch eine Atemmaske benötigen, deren Anwendung jedoch nicht neben der Mutter im Kreißsaal sondern nur auf der Erstversorgungseinheit der Neonatologie stattfinden kann. Die Autotransfusion von Blut aus der Plazenta durch die extrauterine plazentare Transfusion hingegen ermöglicht eine zeitgleiche Versorgung mit Blut und die Anwendung einer Atemmaske.
Langfristiges Ziel ist, die Erstversorgung der Kinder im Kreißsaal zu optimieren und in Zukunft sehr kleine Frühgeborene in ihrer Entwicklung noch besser zu unterstützen. Wenn sich in dieser Studie positive Einflüsse der EPT nachweisen lassen, könnte die EPT perspektivisch zum Standard in der Erstversorgung aller kleiner Frühgeborener werden.
Dr. Benjamin Kühne,
Projektleiter, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Bereich Neonatologie der Uniklinik Köln