Sporttherapie bei Depression im Jugendalter
Kinder- und Jugendpsychiatrie, Uniklinik Köln
Mit Förderung durch die Marga und Walter Boll-Stiftung unterstützt die Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Uniklinik Köln depressive Jugendliche mit folgendem Angebot: „Wiederherstellung von Exzitations-/Inhibitions-Balance und Neuroneogenese durch adjuvante Sporttherapie und Vibrationsplattentraining“.
Psychische Erkrankungen nehmen weltweit deutlich zu, die Weltgesundheitsorganisation WHO erklärte diese „new morbidity“ zu einem globalen Problem. Bei Jugendlichen gehören depressive Störungen aufgrund der erhöhten Suizidalität sogar zu der dritthäufigsten Todesursache. Auch deutsche Experten beschreiben eine Generation von chronisch gestressten und überforderten Kindern und Jugendlichen, denen es kaum mehr möglich ist, Freude zu empfinden oder genügend Energie aufzubringen, um anstehenden Entwicklungsaufgaben zu bewältigen.
Die Symptome depressiver Störungen im Kindes- und frühen Jugendalter unterscheiden sich von denen Erwachsener. Es bedarf daher einer an die Bedürfnisse junger Menschen angepasste Therapie. Das Forschungsprojekt will über die derzeit in den Leitlinien empfohlenen therapeutischen Maßnahmen, wie kognitive Verhaltenstherapie oder antidepressive Medikation hinaus, wirksame Sportinterventionen erkunden.
Im Erwachsenenalter ist der positive Effekt körperlicher Betätigung auf die somatische und psychische Gesundheit durch zahlreiche Studien belegt. Sporttherapie ist hier im Vergleich zur Pharmakotherapie oder Psychotherapie als gleich effektiv erwiesen. Studien für den Kinder- und Jugendbereich fehlten jedoch bislang gänzlich.
Die Marga und Walter Boll-Stiftung finanzierte daher in den Jahren 2013 bis 2015 eine Pilotstudie an der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Uniklinik Köln, die eine positive Wirksamkeit zwei verschiedenartiger Sport-Behandlungen bei Depressionen im Jugendalter nach bereits sechswöchiger Behandlung nachweisen konnte.
Die Studie zur Wirksamkeit von adjuvanter Sporttherapie und Vibrationsplattentraining bei depressiven Jugendlichen will die Wirkmechanismen der positiven Effekte der Sportbehandlung intensiver untersuchen. Ein breiter psychobiologischer Forschungsansatz umfasst sowohl hormonelle als auch neuroimmunologische, neurobiologische und neuromodulatorische Untersuchungen.
Diese Studie dient der Vorbereitung einer deutschlandweiten, multizentrischen DFG-Studie mit dem Ziel, Sportintervention in den deutschen Leitlinien zur Depressionsbehandlung zu verankern. Denn ein sporttherapeutischer Ansatz ließe sich ergänzend zu Pharmakotherapien und psychotherapeutischen Behandlungen sehr gut in die Lebenswirklichkeit und den Alltag der Kinder und Jugendlichen integrieren.
Prof. Dr. Bender,
Klinikdirektor und Projektleiter, Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Uniklinik Köln