Anorexia nervosa

Magersuchterkrankung im Kindes- und Jugendalter

Die Anorexia nervosa ist eine ernstzunehmende psychische Störung mit einer hohen Mortalitätsrate. Sie hat zudem unter der Covid-19 Pandemie deutlich an schweren Verläufen zugenommen. Schwierigkeiten der Behandlung von Magersucht liegt u.a. in unzureichenden Erkenntnissen zu pathophysiologischen Mechanismen der Erkrankung begründet. Mittels transkranieller Magnetstimulation soll nun erforscht werden, inwiefern Anorexia nervosa mit einer veränderten kortikalen Erregbarkeit einhergeht und welche Therapieoptionen hieraus abgeleitet werden können.

Förderung

Interaktion neurobiologischer Grundlagen und Umweltbedingungen

An der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes und Jugendalters der Uniklinik Köln wird unter der Leitung von Prof. Dr. Stephan Bender die "Interaktion neurobiologischer Grundlagen und von Umweltbedingungen (Covid-19 Pandemie) in Bezug auf die Angst vor Gewichtszunahme bei Kindern und Jugendlichen mit Anorexia nervosa" untersucht. Die Studie ist auf 3 Jahre angelegt und wird durch die Marga und Walter Boll-Stiftung finanziert. Aufgrund bereits erhobener Daten zu transkranieller Magnetstimulation und erster therapeutischer Anwendungen (rTM) setzt die Studie auf eine gute wissenschaftliche Ausgangsbasis auf. Die TMS bietet eine Technik zur Messung kortikaler Inhibition und Erregbarkeit.

Das Forscherteam überprüft die Hypothese, dass die Einengung des Denkens auf gewichtsbezogene Inhalte und die Angst vor einer Gewichtszunahme durch eine reduzierte top-down Kontrolle über den DLPFC begünstigt werden. Gleichzeitig werden Risikofaktoren während der Pandemie erfasst, um Hypothesen zu generieren, welchen Korrelationen zwischen sozialer Isolation, Wegfall von Tagesstruktur und vermehrter Beschäftigung mit anorexietypischen Inhalten auf digitalen Medien und Anorexiesymptomatik sowie der Erregbarkeit der Zielstrukturen im Gehirn bestehen.

Mit Hilfe von durch transkranielle Magnetstimulation evozierten Potenzialen wird die neuronale Erregbarkeit des Gehirns im Bereich des dorsolateralen Präfrontalcortex (DLPFC) und des primären motorischen Kortex in einer Gruppe von 32 Kindern und Jugendlichen mit Anorexia nervosa längsschnittlich untersucht: einmal zum Zeitpunkt bei starkem Untergewicht und Angst vor Gewichtszunahme und einmal zum Zeitpunkt nach kurzfristiger Gewichtsrestitution. Dies soll Aufschluss darüber geben, ob Kinder und Jugendliche mit Anorexia nervosa im Zustand ausgeprägten Untergewichts eine geringer ausfallende Inhibition im DLPFC zeigen als nach Gewichtsrestitution.

Zur Überprüfung der lokalen Spezifität der Befunde wird die Inhibition im motorischen Kortex untersucht. Außerdem wird untersucht, ob bei Kindern und Jugendlichen mit Anorexia nervosa im Zustand ausgeprägter Anorexiesymptomatik eine verstärkte Modulation der Exzitabilität / Inhibition im DLPFC durch Präsentation essensrelevanter und körperbezogener Stimuli im Vergleich zu neutralen Stimuli besteht.

„Ein besseres Verständnis der Pathophysiologie der Anorexia nervosa könnte dabei helfen, Therapiemöglichkeiten der Anorexia nervosa zu erweitern.“

Prof. Dr. Stephan Bender,
Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters

Gutes fördern. Gutes tun.