„Urlaub für den Kopf“

Kunsttherapie auf der
kinderkardiologischen Station der Uniklinik Köln

Die Klinik für Kinderkardiologie hat zur stationären Versorgung von Patienten und Angehörigen eine Kunsttherapeutin als Mitglied im Psychosozialen Team. Die Kunsttherapie bietet für die Patienten mit chronischer Herzerkrankung gute Möglichkeiten seelische Belastungen zu kompensieren und körperliche Beschwerden zu lindern. Insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern werden die Eltern und auch Geschwister mit in das Konzept einbezogen. Diese Stelle wurde initiiert und wird finanziert von der Elterninitiative herzkranker Kinder Köln e.V.

Förderung

Kunsttherapie für Betroffene

In der Kunsttherapie werden Materialien für das Malen, Zeichnen und für die plastische Gestaltung zur Verfügung gestellt, um künstlerisch kreative Prozesse in Gang zu setzen. Während dieser Prozesse können innere und äußere Bilder dargestellt und kommuniziert werden. Die Auseinandersetzung mit negativen oder positiven Erfahrungen und Gefühlen kann stattfinden. Künstlerisches kreatives Gestalten bedeutet gleichzeitig auch aktiv zu werden, seine eigenen Fähigkeiten zu erleben sowie Material und Prozess sinnlich zu erfahren. Hierdurch kann Stress abgebaut werden und Wohlbefinden entstehen. Während des stationären Aufenthaltes bietet Kunsttherapie die Chance, eine kurze Pause vom Klinikalltag zu nehmen und Kraft zu tanken.

Nur ein Schritt durch eine Tür und man betritt eine Welt für sich. Die Zimmer, auf denen die kleinen und großen PatientInnen untergebracht sind, sind nicht nur mit Nummern, sondern auch durch kleine Bilder von Tieren gekennzeichnet. So findet sich auch ein junges Kind zurecht und weiß, dass es z.B. im Eisbärenzimmer „wohnt“. Hinter jeder dieser weiteren Türen trifft man Familien mit ihren eigenen persönlichen Geschichten an. Die Kunsttherapeutin unterstützt, in Abstimmung mit dem Team, Menschen in emotional belastenden Lagen und arbeite je nach Situation und Anforderung im Einzel-, Familien-, oder Gruppensetting überwiegend ressourcenorientiert. Mit einer Schatzkiste, gefüllt mit Malutensilien, besucht sie Kinder wie Erwachsene auf ihren Zimmern und arbeitet mit ihnen an Themen, die sie bewegen. 

Über die Dauer des Klinikaufenthalts entfaltet sich dann eine therapeutische Beziehung zwischen PatientIn, Eltern, den entstehenden Bildern und der Therapeutin: Jeder Bild- und Therapie-Prozess ist individuell und hat viel mit der jeweiligen aktuellen Situation des Malenden zu tun.

Mal ist es das In-den-Dialog-treten mit dem Gegenüber, mal auch die Beschäftigung mit belastenden Umständen. Je nach Alter variiert die Art der Auseinandersetzung mit diesen Themen. Junge Gestalter malen eher spontan, ältere Kinder und Jugendliche suchen sich Bildthemen entweder selbst oder fordern diese ein. Ältere Patienten gestalteten z.B. bewusst nach ihrem selbst gewählten Thema. Im ressourcenorientierten Setting sind zahlreiche themenzentrierte Gestaltungen möglich. 

Vor Operationen lässt die Therapeutin z.B. gerne eine „Trauminsel“ oder „mein Ressourcenort“ gestalten. Auch die Themen „mein Stärketier“ oder „Ich als Superheld“ sind sehr beliebt.

Ähnlich arbeitet sie auch mit Geschwisterkindern und Eltern, die so ebenfalls Unterstützung bei der Bewältigung der Krankheitsgeschichte und akuten Situation des erkrankten Kindes erhalten. Geschwister finden sich in einer Realität wieder, die nicht die übliche Alltagssituation darstellt. Sie müssen häufig auf ein Elternteil verzichten, weil dieses in der Klinik mit „wohnt“. Sie stehen ebenfalls Ängste um ihre Geschwister durch und fühlen sich manchmal auch etwas wenig beachtet. Ihnen gibt die Kunsttherapeutin häufig ein Stärketier (Fingerpuppe) mit auf den Weg, lässt sie „Wohlfühlorte“ und „Wunschbilder“ gestalten. Viele Geschwister möchten auch das kranke Kind mit einem Bild beschenken und malen spontan Bilder zu Themen wie „Wenn Du wieder gesund bist, dann...“ oder „Gute Besserung mit Feenstaub“.

Den betreuenden Elternteilen stellt die Therapeutin die Kunsttherapie meist als möglichen „Urlaub für den Kopf“ vor. Denn die bildnerische Gestaltung kann ein kurzes Abschalten ermöglichen. Es entstehen Fußabdrücke der Babys und Familien-Hand-Abdrücke. Andererseits steht manchmal auch ein konkretes belastendes, mit der Situation zusammenhängendes Gefühl im Vordergrund - mit dem Wunsch, diese in Bildprozessen festzuhalten und zu transformieren.

„Die Kunsttherapie bietet die Möglichkeit der wortlosen Auseinandersetzung und kann Hilfestellung für eine Selbststabilisierung in krisenhaft erlebten Situationen sein.“

Ute Braun-Ehrenpreis,
​​​​​​​
Elterninitiative herzkranker Kinder, Köln e. V., Projektträger

Gutes fördern. Gutes tun.